23_LLG-Lesung

Margit Ruile entführt Publikum in die Welt der Literatur und der KI

Künstliche Intelligenz als Thema einer Autorenlesung

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde, seit vor einigen Monaten das Textgenerator-Programm Chat GPT in die Schlagzeilen geriet. Auch wenn die Chancen und Risiken der KI im Einzelnen noch nicht abzuschätzen sind, ist man sich darin einig, dass diese Technik die menschliche Zivilisation einschneidend verändern wird. Es fehlt auch nicht an warnenden Stimmen selbst unter den Experten, die federführend an der Entwicklung beteiligt waren.

Ein hochaktuelles Thema also, das die Münchner Jugendbuchautorin Margit Ruile im Koffer hatte, als sie auf Vermittlung der Waldkirchener Buchhändlerin Hedy Kunze den 8. und 9. Klassen der Realschule Grafenau und den 7. und 8. Klassen des Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums einen Besuch abstattete und aus ihrem Science-Fiktion-Thriller „Der Zwillingscode“ las.

Die Handlung spielt im Jahr 2058 in München. Die Menschen sind entsprechend ihrem Punktestand in die Kategorien A bis D eingeteilt. Ihre Privilegien, etwa in welchem der voneinander abgeschotteten Stadtviertel mit sehr unterschiedlicher Lebensqualität man wohnt, sind davon abhängig. Tiere gibt es kaum mehr, da sie einem Virus zum Opfer gefallen sind. Bezahlt wird in der Kryotowährung Ether. Seit dem frühen Tod seiner Mutter, die als Programmiererin gearbeitet hatte, hält der Protagonist Vincent sich und seinen Vater, einen verkrachten Malerkünstler, der dem Alkohol verfallen ist, über Wasser. Das spärliche Einkommen erzielt er mit illegalen Reparaturen von mechanischen, mit einer ausgefeilten Software ausgestatteten Tieren, die er sehr viel billiger als die Herstellerfirma Copypet durchführt. Aufgrund seines niedrigen Punktestandes hat er keine Schule besuchen dürfen und wird von den Menschen der höheren Klassen weitgehend gemieden, so dass er sozial weitgehend isoliert und auf Gespräche mit der KI angewiesen ist. Eines Tages taucht in seiner ärmlichen Behausung, einem alten Haus, das abgerissen werden soll, eine geheimnisvolle alte Frau aus einem A-Stadtviertel auf und erteilt ihm den Auftrag, ihrer Katze, einem Luxusmodell K303, die Krallen zu entfernen. Sie besitzt den Nachbau eines Orrery, einer im 19. Jahrhundert konstruierten Planetenmaschine.  Als Vincent die Katze in die Villa der reichen Dame zurückbringt, bekundet sie ein ungewöhnliches Interesse an ihm und ermittelt anhand der Planetenmaschine, dass an Vincents Geburtsstunde alle Planeten in einer schnurgeraden Reihe standen. Bevor sie ihn entlässt, deutet sie an, dass diese außergewöhnliche Planetenkonstellation ein Zeichen für Vincents Auftrag sei, den Lauf der Welt zu verändern …

Im weiteren Handlungsverlauf klärt sich die Wahl des Buchtitels. Vincents Mutter war an der Programmierung des Punktesystems beteiligt. Nachdem sie aber die fatalen Auswirkungen erkannt hatte – die KI verselbständigt sich und ist kaum mehr vom Menschen zu kontrollieren –, kreierte sie noch vor ihrem Flugzeugabsturz den „Zwillingscode“ für die Zerstörung dieses teuflischen Machwerks. Ob Vincent seine Bestimmung, den Wunsch seiner Mutter zu verwirklichen, erfüllen kann?

Die interessierten Fragen der Schülerinnen und Schüler während und nach der Lesung bezogen sich auf den Umgang mit Schreibblockaden, das Lektorat oder die Covergestaltung. Zur Ideenfindung verriet die Autorin, dass den Hintergrund für ihr Buch der chinesische Überwachungsstaat mit seinem Sozialpunktesystem bildet.

Mit der gelungenen Veranstaltung wurde das junge Publikum für ein Thema sensibilisiert, das im 21. Jahrhundert auch weiterhin einen zentralen Stellenwert einnehmen dürfte. Die Autorin Margit Ruile zeigt mit ihrem Buch, was gute Jugendliteratur zu leisten imstande ist: jungen Menschen auf spannende und altersgerechte Art und Weise die Welt, in der sie leben, zu erklären. Vielleicht leistet es einen kleinen Beitrag dazu, dass die dystopischen Züge ihres Romans nicht zur Realität werden. / rai

 

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